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Sommerakademie 2011

13. August 2011, 11 Uhr: Ein seltsames Bild bot sich den Spaziergängern, die um diese Zeit an der CJD Jugenddorf Christophorusschule in Braunschweig vorbeiliefen. Trotz der noch andauernden Ferien in Niedersachsen versammelten sich 111 Menschen auf dem Schulhof der Schule. Fotos wurden geschossen, Leute umarmten sich, und auf mehr als einem Gesicht flossen Tränen, bis alle nach und nach das Gelände verließen, um ihre Heimreise anzutreten.

 

Ich bin eine von 95 Teilnehmern, die vom 28.07.-13.08.2011 an der Deutschen SchülerAkademie Braunschweig 2 teilgenommen haben. Die Deutsche SchülerAkademie (DSA) fördert engagierte, begabte und vielseitig interessierte Schüler und Schülerinnen, die 1-2 Jahre vor ihrem Abitur stehen. Sie erhalten die Gelegenheit, sich 17 Tage lang in einem der angebotenen Kurse mit einem Thema ihres Interesses intensiv auseinanderzusetzen.

Die Akademie Braunschweig 2 war nur eine von 13 Akademien, die diesen Sommer in ganz Deutschland stattfanden. 4 Akademieleiter und 12 Kursleiter begleiteten uns 95 Teilnehmer durch diese Zeit; die sechs angebotenen Kurse lauteten:

  • Mathematische Logik – Was ist ein Beweis?
  • Soziale Netzwerkanalyse
  • Komplexchemie – Warum Blut nicht immer rot sein muss
  • Dial Ethics 911 – Ethik im Krankenhaus
  • Sprechende Tiere und wilde Kinder – Ein Tier-Mensch-Vergleich
  • Apocalypse now – and then? – Endzeiten und Zeitenwenden in Kunst und Literatur

Im Laufe der Akademie verbrachten wir insgesamt über 50 Stunden in unseren Kursen, jedoch war damit der Tag natürlich noch lange nicht gelaufen: Kursübergreifende Aktivitäten, KüAs, ermöglichten den Kontakt mit anderen Teilnehmern. Die KüAs wurden zum größten Teil von uns Teilnehmern organisiert: Ballsport, Kochen, Standardtanz, Theater, Gesellschaftspiele, Origami, eine Diskussionsrunde über das Fliegende Spaghettimonster...die Liste wuchs mit jedem Tage weiter und für jeden war etwas dabei.

Die vermutlich am besten besuchte KüA war jedoch der Chor; 22 Jungen und 30 Mädchen versammelten sich jeden Tag für jeweils 1½ Stunden, um im Laufe der Akademie insgesamt acht Stücke einzuproben. Da weniger als zehn dieser 52 Jugendlichen vorherige Chorerfahrung hatten, geht das Lob vor allem an unseren engagierten Chorleiter Thomas Schlerka. Bei unserem Abschlusskonzert in der nahgelegenen gutbesuchten Kirche erhielten wir schließlich die Gelegenheit, Bewohnern aus Braunschweig sowohl unser Akademieprogramm als auch die erarbeiteten Stücke von Chor, Kammerchor und Solisten vorzustellen.

 

 

Ein für mich besonders unvergessliches Ereignis war die Chemieshow, die von meinem Kurs 2.3 organisiert wurde. Teilnehmer unseres Kurses sowie einige weitere Freiwillige verbrachten grob zwei Stunden damit, den anderen Teilnehmern unterschiedliche Versuche vorzuführen, die im Normalfall durch Licht- und Klangeffekte (sprich: Feuer und Explosionen) beim Publikum durchaus Begeisterung fanden.

 

 


Auch das Volleyballturnier wird uns allen in Erinnerung geblieben sein, nicht zuletzt da die Kurs- und Akademieleiter ihr eigenes Team gründeten, um als „Kinder der Liebe“ gegen unsere Kursteams anzutreten, während ihre Cheerleader uns mit Seifenblasen, Blumen und Aufforderungen wie ‚Make love, not war’ erheiterten. Den ersten Platz errangen schließlich die „Coolen Kids mit den vielen Homies“, also die Leute der sozialen Netzwerkanalyse und bekamen dafür einen großen Gewinnkorb mit Obst und Süßigkeiten. Eher leer aus gingen dagegen die „Apokalyptischen Reiter“ (Kurs 2.6), welche sich mit einem Glas saurer Gurken begnügen mussten.

Die Kurse selbst ähnelten dem typischen Schulunterricht kaum. Frontalunterricht durch unsere Kursleiter fehlte fast gänzlich; stattdessen wurden die einzelnen Themen durch Referate präsentiert und danach in Zusammenarbeit auf Versuche und Beispiele angewandt, während die Kursleiter für Fragen offen waren. Das Siezen der Kursleiter war hingegen verboten und wurde, zusammen mit anderen ‚Vergehen’ wie nichtbeachtete Sicherheitsvorschriften, Zuspätkommen, oder Einschlafen, auf einer Strichliste bestraft. Sammelte jemand fünf Striche, so bedeutete dies Kuchen für den gesamten Kurs. ;)

Als „Kursleiter“ und „Teilnehmer“ der DSA waren wir außerdem nicht von den gleichen Vorschriften betroffen, die bei „Lehrern“ und „Schülern“ existieren. Dies erlaubte uns, viele Versuche selbstständig durchzuführen, die in der Schule nicht erlaubt gewesen wären, was für uns alle selbstverständlich eine große Freude war…bzw. bedeutete, dass nach einiger Zeit jeder wusste, dass für die lauten Explosionen auf dem Schulhof nur wir Chemiker verantwortlich waren, die mal wieder eine Colaflasche in die Luft gejagt hatten.

 

Es ist eigentlich unmöglich, nur mit Worten genau zu erklären, was die SchülerAkademie für uns alle zu einer so unvergesslichen Zeit gemacht hat, oder warum wir uns auch zwei Wochen nach unserer Heimreise immer noch im sogenannten „Akademieloch“ befanden. Weiterhin zur Atmosphäre beigetragen haben selbstverständlich auch alle neuen Kontakte, die wir geknüpft haben, der Schlafmangel, unter dem wir alle permanent litten, die vielen Insiderwitze, die außer uns niemand verstehen würde, unsere Exkursionen, oder Chorlieder, die spontan in der Mensa/der Braunschweiger Innenstadt/beim Kanufahren/beim Wandern angestimmt wurden.

Natürlich können wir Teilnehmer uns immer noch auf das anstehende Nachtreffen in den Winterferien freuen, sowie auf den Club der Ehemaligen, der einige weitere Angebote für ehemalige Teilnehmer organisiert. Herzlichen Dank auch noch einmal an das Gymnasium Waldstraße, durch das ich überhaupt erst die Empfehlung für die DSA erhalten habe. Insgesamt bin ich unglaublich froh, an der DSA teilgenommen zu haben und möchte auch allen nachfolgenden Jahrgängen diese Veranstaltung wärmstens empfehlen.

Katharina Ebert, Stufe 13