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Guter Unterricht

Diskussionsbeitrag Dr. H. Niggemann: Was ist guter Unterricht? – 12 Kriterien

1. Es gibt unterschiedliche legitime Lehr- und Lernstile. Guter Unterricht kann nicht auf einen verbindlichen Stil festgelegt werden.

2. Der Unterricht muss fachwissenschaftlich korrekt sein. Didakti­sche Reduktion bedeutet Vereinfachung und Verzicht auf Vollstän­digkeit, nicht aber Verfälschung.

3. Unterricht muss strukturiert sein. Die Struktur muss logisch nachvollziehbar und erkennbar sein. Sie muss auch für Schülerinnen und Schüler transpa­rent und nachvollziehbar sein. Dadurch erhält Unterricht voneinander abgegrenzte Phasen.

4. Die Gegenstände, Themen, Lernziele und eingesetzten Materialien müssen so gewählt werden, dass sie stimmig und frei von logischen Widersprüchen sind.

5. Jede Stunde muss ein zentrales Lernziel haben, das den Sinn der Stunde ausmacht.

6. Die Schülerinnen und Schüler sollen möglichst weitgehend an Themen- und Problemfin­dung, an Unterrichtsplanung und -durchführung beteiligt werden. Ihre Selbstständigkeit soll gefördert werden. Ihre Interessen sollen Berücksichtigung finden; das darf aber nicht ei­nem lehrplangemäßen und fachlich sinnvollen Lernprozess entgegen­stehen.

7.  Stundenstruktur, Sozialformen, Materialien und Medien sollten variiert werden. Abwechslung und Handlungsori­entierung sind kein Selbstzweck; sie müssen einen erkennbaren Sinn haben.

8. Die Stunden sollen für die Schülerinnen und Schüler transparent sein. Sie sollen wissen, was Thema, Ziel, Problem der Stunde sind, wie der Lernpro­zess strukturiert ist und warum man sich mit welchen Materialien beschäftigt.

9. Jede Stunde muss einen sichtbaren Lern- und Erkenntnisfort­schritt bewirken. Dabei geht es nicht nur um inhaltliche Kennt­nisse, sondern auch um Methoden und Erkenntnisse. Eine Stunde, an deren Ende die Schülerinnen und Schüler auf dem gleichen Stand sind wie vor der Stunde, ist überflüssig.

10. Die Kommunikation mit und zwischen den Schülerinnen und Schülern soll möglichst echt, natürlich und ehrlich sein. Scheinfragen und manipulative Tricks sollen unterbleiben, Interaktion zwischen den Schülerinnen und Schülern soll ge­fördert werden. Die Gesprächsleiter sollen bündelnd, akzentuie­rend, zusammenfassend, strukturierend, korrigierend eingreifen und lenken.

11. Jede Stunde soll einen geordneten Abschluss haben, z.B. ein Fazit oder Zwischenfazit, eine Arbeitsrückschau und -vorschau oder eine abschließende oder vorläufige Beurteilung.

12. Unterrichtsplanung ist notwendig. Ebenso notwendig ist Flexi­bilität; gegebenenfalls muss von der Planung abgewichen werden.